By Julian Culp
Abstract:

Lyotard definiert die Postmoderne als „Ungläubigkeit gegenüber Metanarrativen“. Solche Ungläubigkeit beinhaltet vor allem eine Skepsis gegenüber aufklärerischen Idealen wie dem der Autonomie. Aufgrund dieser Skepsis stellen mehrere Erziehungswissenschaftler*innen die Legitimität und Plausibilität einer Erziehung zur Autonomie in Frage, wie sie im Kontext nationaler Schulsysteme praktiziert wird. Es wird kritisiert, dass Praktiken der Autonomieerziehung normalisierende und ideologische Effekte haben können, die das Ziel, autonome Subjekte zu schaffen, unterminieren. Dieser Artikel stellt diese Kritiken kritisch auf den Prüfstand und argumentiert, dass sie am besten als Forderungen nach einer Reform pädagogischer Praxis und nicht als völlige Ablehnung der Erziehung zur Autonomie zu verstehen sind. Da die vermeintlich „postmodernen“ Kritiken an Autonomieerziehung nicht plausibel als radikaler Bruch mit den Idealen der Aufklärung verstanden werden können, kommt der Artikel zu dem Schluss, dass diese Kritiken (lediglich) konstruktive selbstkritische Reflexionen über das darstellen, was Habermas als „unvollendetes Projekt der Moderne“ bezeichnet hat.

Published:
Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag, 2025

Online available:
www.wochenschau-verlag.de