By Julian Culp
Abstract:

Den Liberalismus dafür anzugreifen, dass dieser wirklichkeitsfremd sei, ist ein wiederkehrender Topos in der westlichen Tradition moralischen und politischen Denkens. Marx’ Kritik etwa, dass die Rede subjektiver Rechte ideologisch sei, weil die sozialen Voraussetzungen dieser dabei aus dem Blick gerieten, wirft dem Liberalismus eine Verzerrung der Wirklichkeit vor. Ende des 20. Jahrhunderts greifen die Kommunitaristen den Liberalismus dafür an, dass dieser auf einer verkürzten Sozialontologie beruhe, welche Individuen als sozial entwurzelte und vollkommen unabhängige Wesen auffasse. In diesem Aufsatz verteidige ich den politischen Liberalismus gegen diese Kritik der praktischen Irrelevanz auf zwei verschiedene Weisen. Zunächst zeige ich, dass diese Kritik, wenn sie spezifisch auf Rawls’ politisch liberale Gerechtigkeitstheorie zielt, allzu vereinfachend ist, da sie nicht hinreichend das Verhältnis zwischen idealer und nicht-idealer Theorie berücksichtigt (2.). Anschließend stelle ich einen politisch liberalen Ansatz öffentlicher Erziehung und Bildung vor. Anhand dieses Beispiels veranschauliche ich, wie es der politische Liberalismus vermochte, zur Lösung der gegenwärtigen Bildungs- und Erziehungskrise beizutragen, die durch eine zunehmende Ökonomisierung öffentlicher Bildung und Erziehung entstanden ist (3.).

Published:
Baden-Baden: Nomos, 2020

DOI:
doi.org/10.5771/9783845282336-387

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