By Julian Culp
Abstract:

Dieser Aufsatz rekonstruiert und bewertet die wirkmächtigsten normativen Konzeptionen »sozialer Entwicklung« seit Ende des zweiten Weltkrieges. Deskriptive Verwendungsweisen des Begriffs »Entwicklung« bedeuten ›Transition‹, ›Übergang‹, ›Trend‹ oder ›Veränderung‹. In seiner normativen Verwendungsweise bezieht sich dieser Begriff hingegen, analysiert man wie Entwicklungstheoretiker den Begriff gebrauchen, meistens auf die Idee menschlichen oder sozialen Fortschritts. Diese Theoretiker sprechen von dem Übergang »von einer weniger menschlichen zu einer menschlicheren Periode«, von der Realisierung einer »gewünschten Alternative«, oder schlicht von einem »guten Wandel«. Der erste Abschnitt skizziert die von der Modernisierungstheorie, der Dependenztheorie und dem sogenannten ›Washington-Konsens‹ formulierten Konzeptionen und zeigt auf, in welcher Weise alle diese Konzeptionen auf einer auf wirtschaftlichem Wachstum ausgerichteten Auffassung von Entwicklung beruhen. Sodann kritisiert der zweite Abschnitt diese Auffassung auf der Basis des Fähigkeitenansatzes menschlicher Entwicklung, und zwar sowohl eine materialistische als auch eine utilitaristische Variante dieser Auffassung. Schließlich kontrastiert der dritte Abschnitt zunächst Sens ausschließlich ›komparative‹ Herangehensweise seiner spezifischen Konzeption von Entwicklung als Freiheit mit Martha Nussbaums auf Ansprüchen fundamentaler Gerechtigkeit basierendem Fähigkeitenansatz, und verteidigt Nussbaums Ansatz gegenüber dem von Sen. Der darauffolgende Abschnitt argumentiert aber, dass eine gerechtigkeitsbasierte Auffassung von Entwicklung noch überzeugender ist, wenn diese sich nicht, wie Nussbaums Konzeption, an zentralen menschlichen Fähigkeiten orientiert, sondern diskurstheoretisch fundiert ist und die Herstellung demokratischer Prozesse ins Zentrum rückt.

Published:
Frankfurt: Campus, 2014

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