By Julian Culp
Abstract:

Nussbaum als eine liberale Denkerin zu begreifen mag überraschen, da sie zunächst mit ihrer Forschung zu antiker Literatur und Philosophie in Vorschein trat und lange Zeit als Neo-Aristotelikerin galt. Trotz dieser frühen aristotelischen Positionen ist Nussbaums Werk insgesamt stark liberal geprägt und als liberal zu bezeichnen. Eingehende Diskussionen liberaler Theorien sind ein wesentlicher Ausgangspunkt für Nussbaums philosophische Reflexionen Individuelle Freiheiten sowie subjektive Rechte nehmen eine Schlüsselrolle in ihrer ethischen und politischen Theorie ein. Locke sowie auch andere Sozialvertragstheoretiker kritisiert Nussbaum allerdings dafür, subjektive Rechte auf Basis der angeblich in einem vorstaatlichen Zustand vorhandenen natürlichen Freiheit, Gleichheit und Unabhängigkeit aller Menschen zu begründen. Trotz ihrer Zurückweisung liberaler Sozialvertragstheorien folgt Nussbaum seit Women and Human Development (2000) explizit John Rawls` politischem Liberalismus in der Auffassung, dass menschliche Freiheiten nicht auf Basis einer umfassenden Lehre, welche auch kontroverse Antworten auf metaphysische Fragen wie etwa einem Leben nach dem Tod beinhalten, zu verstehen sind.

Published:
Stuttgart: Metzler, 2021

Online available:
www.beck-shop.de